Freitag, 19. September 2025

Kirchen und Deich

 Freitag, Eiderstedt

Guten Morgähn. Für unseren letzten Tag hier auf Eiderstedt gab es fast einen anderen Titel: The longest day. Lina hatte eine schlechte Nacht. Ergo gab es hier wenig Schlaf, und es ging früh raus. Sehr früh. Ausgerechnet auf den letzten Tag. Die Wetterprognose war gut, in anderen Teilen Deutschlands munkelte man wohl vom Aufbäumen des Sommers. Wir wollten nochmal raus in die Natur, Nordseeluft schnuppern, sattes Deichgrün genießen und Schafköddeln ausweichen. Der Weg dahin? St. Laurentius gestern hat mich auf den Geschmack gebracht. Da Okki sich ja mittlerweile hier auskannte, fuhren wir über kleine Straßen Richtung Uelvesbüll. Das war an der Nordseite der Insel, und zum Abschluss wollten wir dann noch einmal schön im Roten Haubarg einkehren.




Gesagt, getan. Wir machten uns marschfertig und los ging es. Okki steuerte nacheinander St. Martin (Vollerwiek), St. Michael (Welt), St. Johannis (Poppenbüll), St. Martin (Osterhever) und St. Nikolai (Uelvesbüll) an. Die Kirchen sind zusammen tausende Jahre alt und wahrlich bemerkenswert ausgestattet mit reich verzierten, bemalten oder geschnitzten Altären. Lohnt sich. Ansonsten waren wir mit dem Erreichen von Uelvesbüll allerdings auch fast am Tagesziel angelangt. Ein kurzer Abstecher zur Fundstelle des Zuckerschiffes (wir erinnern uns dunkel, Regen in Husum) war jedenfalls auch noch drin. Den Cache dort hatte ich erstmal gar nicht auf dem Schirm und bin ohne abgefahren. Dann Ziel, Aussichtspunkt Wattenmeer Uelvesbüll. Okki wird am Wegrand geparkt, Lina kämpft noch einmal mit der vergangenen Nacht - genauer gesagt, dem da nicht schlafen wollen. In die Trage rein, raus, doch lieber Kinderwagen. Dann geht es hoch auf den Deich. Die Aussicht ist wahrlich fantastisch.




Wir gehen los, es ist eine angenehme Brise. Niedrigwasser ist in vier Stunden, die Sicht auf die Nordsee raus ist klar. In der Ferne kreuzt ein Segler. Mit dem Feldstecher machen wir zwei Masten aus. Dank kundiger Hilfe ist der Kahn schnell als Zweimast-Gaffel-Topsegelschoner J.R. Tolkien identifiziert (danke Bro). Von der gegenüberliegenden Küste aus steuert bald darauf eine RoRo Fähre in die Nordsee. Wir gehen weiter. Mist, nicht aufgepasst. Da hat irgendein Deichschaf einen zu großen Köddel fallen gelassen. Naja, passiert. Apropo Deichschaf. Die schauen ganz schön neugierig heute. Lina quengelt wieder etwas, sie kommt wieder in die Trage und wir beschließen umzudrehen. Am Aussichtspunkt angekommen ist sie dann eingeschlafen. Das Wetter ist zu gut, um schon Feierabend zu machen. Wir parken kurzerhand den Kinderwagen und es geht vom Deich runter Richtung Watt. Wir tasten uns auf einem Trampelpfad vorsichtig in die Salzwiesen vor. Hier wird der Nordsee scheinbar noch Land entrissen. Irgendwann geht es nicht mehr weiter. Wir atmen noch einmal die klare Nordseeluft, genießen die Ruhe. Dann geht es zurück zu Okki.



Unseren Urlaubsabschluß wollen wir im Roten Haubarg genießen. Auf dem Weg dahin nehme ich doch noch den Zuckerschiff-Cache mit. Lina hat jetzt genug geschlafen und gluckst fröhlich vor sich hin. Okki wartet, wir gehen ein kurzes Stück zum Haubarg. Nur kurz bedauern wir nicht draussen zu sitzen, die Terasse ist geschlossen. So kommen wir in den Genuss der gemütlich eingerichteten Gaststube und bestellen. Nach dem leckeren Essen gibt es noch ein super Stück Torte. Auch das nehmen wir mit - Eiderstedt ist sehr tortenbackaffin. Dann geht es gemütlich heim ins Quartier - zum letzten Mal in diesem Urlaub. Lina verschwindet schnell ins Bett, gesunder Babyschlaf ist ja soooo wichtig. Marie und ich packen und genießen noch den Abend.


Zu den Seehunden

 Donnerstag, auf der Eider

Der Morgen graute. Der Himmel war aufgeklart, die Nachtruhe auskömmlich. Auch unser snoozefreier Wecker hat uns heute eine halbe Stunde mehr zugestanden. Gut gelaunt starteten wir drei mit einem ausgiebigen Frühstück in den Tag. Heute war die Seehundfahrt gebucht. Abfahrt pünktlich 1245. Deshalb ließen wir uns etwas Zeit, und machten gemächlich. Vorher wollten wir noch in Tönning den Töpferladen besuchen. Mit ordentlich Zeitpuffer im Gepäck tourte Okki dann hoch und es ging ins benachbarte kleine Städtchen, mal wieder zum Marktplatz. Die Sonne kam richtig raus! Wir stellten den Wagen in einer Seitengasse ab, Lina kam in die Trage und ab ging es.

Vor der Töpferei ließ ich es mir nicht nehmen die örtliche Kirche zu besuchen. Im Quartier wurden die hiesigen Kirchen in einem Prospekt als durchaus sehenswert beworben. Nun, das Prospekt hatte nicht zuviel versprochen. Die St. Laurentius Kirche wurde ursprünglich erbaut 1186. Der heutige Bau wurde wohl entsprechend den auf dem Turm angebrachten Jahreszahlen Anfang des 18 Jhd. gestaltet. Die Innenausstattung ist feudal. Reiche Schnitzereien trennen Chor und Gemeinde. Der Altar ist prächtig, die Kanzel üppig gülden. Auch das Gemeindegestühl schön geschnitzt. Besonderen Eindruck auf mich hat allerdings das Deckengemälde gemacht.

Nun, weiter zum Töpferladen. Nachdem wir den Torwächter überwunden hatten, fanden wir uns in einem schnieken kleinen Laden wieder und wurden von einem freundlichen Glasierer begrüßt. Es gab allerlei Waren, und wir tasteten uns langsam vor. Lina war mittlerweile eingeschlafen. Gesunder Babyschlaf ist ja soooo wichtig! Also leise weiter. Mist - Kuhglocken versperren den Weg. Ein Zettel wies darauf hin, dass auch die Werkstatt offen war. Da wollten wir hin, also flugs vorbei. Wir kündigten uns wie gewünscht mit einem lauten “Moin” an, und traten ein. In einem hellen Raum saß die Töpferin und war gerade mit kleinen Gefäßen beschäftigt. Schnell waren Marie und sie in einen Schnack vertieft. Während die gute Frau seelenruhig weiter arbeitete, erfuhren wir einiges über das Leben hier auf der Halbinsel und ihre Arbeit als Töpferin. (Sagt man das eigentlich so?). Zwei Augenblicke später, zack, wunderten wir uns wo die Zeit hin war. Also verabschiedeten wir uns, und sahen zu, dass wir zum Eiderkaje kamen. Die MS Adler II wartete.

Der Weg dorthin war nicht weit. Okki musste sich nur durch eine Schulklasse, vermutlich Mittelstufe, pflügen. Wir mutmaßten schon, dass die möglicherweise das gleiche Ziel hatten. Lina schlief immer noch. Doch, gleiches Ziel. Hinter uns parkte noch Berliner Umland ein. Ansonsten war aber wenig Betrieb. Wir bauten den Kinderwagen noch zusammen, es gab noch frische Windeln, dann ging es zum Anleger. Der gut gelaunte Skipper erklärte gerade der Schulklasse drei einfache Regeln. Dann ging es an Bord. Den Kinderwagen - von dem sich herausstellte, dass er für Lina während der Fahrt völlig überflüssig war - wurde über die Gangway getragen und kam gut geschützt in eine Ecke. Die Schüler verschwanden mehrheitlich unter Deck. Wir bezogen Plätze mehr oder weniger windgeschützt auf dem Oberdeck, achtern der Brücke. Dann ging es los, Richtung Eidersperre. Hier und da gab es wissenswerte Infos, und irgendwann auch einmal eine Seehundsichtungsfalschmeldung. Vermutlich Probealarm. April, April. Übung ist das halbe Leben. Nur kein Moos ansetzen. Ein paar Schüler wagten sich an uns vorbei in Richtung Vordeck, Gesprächsfetzen deuteten darauf hin, dass sie die Grenze zu Polen auf der anderen Flußseite wähnten. Ich schwöre, ich habe gesehen, wie in diesem Augenblick die Rentenkasse untergegangen ist. Aufgrund von Bauarbeiten war das Eidersperrwerk leider nicht befahrbar. Also legten wir nur kurz an, es gab einen kurzen Passagierwechsel, dann ging es zurück.


Auf dem Rückweg wurde dann mit einem kleinen Netz allerhand aus der Eider hochgeholt. Natur zum Anfassen. Krabben, Garnelen, Scholle, Seezunge und irgend ein essbares Algengras, aus dem wohl irgendwie des Mikrobiologen Grundwerkzeug - Fanny Hesse sei Dank - gewinnbar war. Die kleine Fischerei kam auch bei der Schulklasse gut an, jedenfalls war das Achterdeck gut voll. Wenige Minuten später war es dann soweit. Kontakt backbord querab. Seehunde gesichtet. Ruder mittschiffs, Maschinen stopp. Da waren sie also. Kleine schwarze Punkte, die ab und an aus dem Wasser schauten. Lina schaute konzentriert ihrer Mama zu, die die Seehunde durch den Feldstecher beobachtete. Ich versuchte einen guten Schnappschuss zu erhaschen. Schwierig die auf dem Wasser zu finden. Und dann können die auch noch 30 Minuten tauchen, wenn es ein muss.

Irgendwann ging es dann weiter. Wir passierten die Sandbänke der Seehunde, kamen auf dem Rückweg noch am Freibad von Tönning vorbei. Aus der Eider stieg gerade ein Schwimmer. Dann war die Fahrzeit leider schon fast um. Es ging zurück zum Hafen.

 

Dort wurden wir freundlich verabschiedet, und peilten dann unsererseits das Abendbrot an. Kleines Problem - Ruhetag. Unsere Wunschgaststätte war erst morgen wieder auf, und so nahmen wir ersatzweise die nächste Pizzeria. Also lieber doch nicht. Pause. Dann die übernächste. Dort ließen wir den Tag ausklingen, bevor uns Okki zuverlässig wieder ins Quartier brachte. Mittlerweile kannte er sich hier schon ganz gut aus.



Donnerstag, 18. September 2025

Fischbrötchen

 Mittwoch, Büsum

Heutiges Tagesziel war der Kräutermatjes in der schmucken Touristenstadt Büsum. Die hatten wir anderntags schon vom Trischendorfer Damm aus erspäht, und für Marie war es nicht der erste Kräutermatjes hier. Vorweg, trotz des Tourifaktors (Wiki sagt es ist nach St. Peter-Ording und Westerland die drittgrößte Tourimeile hier an der Küste) eine recht schmucke Stadt. Vermutlich wetterabhängig, aber mehr Charme als Husum allemal. Okki haben wir günstig abgestellt, genau am Ende der Hauptmeile. Im Parkleitsystem ist das offenbar der letzte Parkplatz der Stadt der angesteuert wird. Gut, dass Mann einfach mal den Marschbefehl gibt.

Mit Lina im Wagen, nach dem Vortag haben wir das Regenverdeck gleich bezogen, geht es los. Wir passieren verschiedene Geschäfte und schauen erst einmal nur. Am Rathaus und dem davor schön gestalteten Platz vorbei besuchen wir den örtlichen Buchladen und erstehen ein, zwei Blatt bedrucktes und gebundenes Papier. Die Flaniermeile ist gut voll. Der Altersdurchschnitt ohne uns entsprechend hoch. Das zieht sich irgendwie durch die Jahreszeit. Aber das ficht uns nicht an. Marie erspäht ihren Matjesladen. Dort wird ein Fischbrötchen zum späteren Verzehr erstanden. Für mich gibt es eine Tüte Pommes. Die futter ich aber sofort. Dann machen wir weiter zum Hafen, Schiffe schauen. Hier wird trotz hohem Muggelaufkommens unter der einbetonierten Kanonenkugel (eine Leihgabe, vermutlich dauerhaft) ein kleiner Cache gehoben. Eine Böh entreißt mir fast den Deckel. Es ist ziemlich böig. Wir begutachten verschiedene Kutter und das Küstenwachboot Helgoland, bevor wir Richtung Deich gehen. Dort nehmen wir nur einen kurzen Blick auf Strand und Watt, es ist zu windig für Lina. Wir machen uns auf den Rückweg, nicht ohne beim Nordbären noch ein paar Tüten einzusacken.




Da noch etwas Zeit ist, beschließen wir den Heimweg mit Umweg zu nehmen und steuern das nahegelegene Vogelschutzgebiet an der Meldorfer Bucht an. Hier hatten wir auf dem Heimweg vom Trischendamm ja schon ein leckeres Fischbrötchen erstanden, und der Deich dort lud da schon zum Wandern ein. Die Fischbude war zu, aber nach kurzer Windprüfung war klar - ein Spaziergang war trotz Brise drin. Lina eingepackt, rauf auf den Deich. In der Ferne lag Mittelplate unter abziehendem Regen. Zwei Krabbenkutter waren vor Büsum mit ihrem Werk beschäftigt. Nordwärts unserer Position im Watt war eine Gruppe Wattwanderer beschäftigt. Auf unserem Weg waren allerlei Überreste des Nordseesturms der vergangenen zwei Tage, Seegras, Muschelschalen, Federkiele, Rest von Schlick, rostiges Feuerzeug, eine Plastiktrillerpfeife, Schafköddel. Moment. Die liegen hier vermutlich immer. Rückwärts zu Okki ging es auf der landwärtigen Seite mit Blick aufs Vogelparadies. Ich habe dann noch die dortige Küstenschutzanlage begutachtet.




Really rainy days ...

 Dienstag, Husum

Ja, auch heute war noch Regen drin. Mit etwas Glück jedoch…, na wir wollten es trotzdem probieren. Tagesziel für heute war Husum, und das lag gerade so am Rand des noch durchziehenden Schietwedders (sagt man hier wohl so). Anfahrt über Friedrichstadt. Marie wollte nochmals Einkäufe tätigen. Und ins Stoffhaus. Ereignislose Abfahrt mit Okki. Grauer Himmel, frische Brise. Wir kommen in Friedrichstadt an und Marie macht schnell alleine los. Lina und ich warten am altbekannten Parkplatz und unterhalten uns fröhlich. Die Gracht kommt wieder und kippt eine Busladung aus. Schon wieder? Bei dem Wetter? Mächtig beliebt, das Ding. Es tröpfelt. Ein Blick aufs Radar verrät, daß sich die Windrichtung leicht gedreht hat. Auf der Anfahrt nach Husum wird es wohl regnen. Okay, aber dann - sieht immer noch trocken aus. Ich parke kurz um, damit ich Marie entgegenfahren kann, sollte der Niederschlag stärker werden. Der wird auch stärker. Und Marie erscheint endlich am Ende der Fußgängerzone. Nach dem Verladen geht es gen Husum, es wird wieder trocken von oben.

In der Hafenstadt angekommen, steuert Okki einen zentral gelegenen Parkplatz mit Parkhaus an. Ich wähle selbstredend einen Stellplatz im Parkhaus. Richtiger Riecher. Beim Zusammenbauen von Linas Fortbewegungsmobil fängt es richtig an zu pladdern. Es grummelt auch. Tja, der Hafen war fußläufig keine fünf Minuten weg, aber bei dem Regen? Wir studieren die Wetterkarten. Dann die Stadtkarten. Schloss, Weihnachtshaus. Alles zu weit weg. Aber das Schifffahrtsmuseum Nordfriesland. Das ist erreichbar, und in hoffentlich 40 Minuten ist das Wetter durch. Wir machen Linas Wagen regenfest und los gehts. Gute fünf Minuten später werden wir sehr freundlich im Museum begrüßt.

Hier gibt es auf vier Etagen und einem kleinen Außengelände jede Menge zu bestaunen: viele historische Holzschiffe und Schiffsmodelle, nautische Instrumente und Kartographie, Seegeschichte und Wattenmeerschiffahrt, Wracks und Lebensrettung und als Highlight das Uelvesbüller Wrack. Das ist ein 400 Jahre alter Frachtensegler, der 1994 geborgen wurde und anschließend in feiner Raffinade konserviert wurde. Ich begutachte noch etwas Schiffbautechnik im Aussengelände, dann verlassen wir das Museum wieder.

 

Anschließend machen wir, es ist nunmehr leidlich trocken, Richtung Hafen. Das sind vom Museum aus nur rund 100 Meter. Es fängt wieder kurz an zu nieseln. Naja. Da vorne ums Eck ist ein Wollladen. Da geht es erst einmal rein, der Nieselfiesel lässt nach und Marie begutachtet das Angebot. Lina bleibt mit Papa in der Nähe des Eingangs und verzückt einige ältere Damen. Dann geht es den Husumer Binnenhafen entlang. Jede Menge Futtertempel. Es sagt uns aber nicht so richtig etwas zu. So richtig zum schmökern gibt es hier nix. Altstadt ist aber andere Richtung. Wir gehen durch eine Hintergasse zurück. Es nieselt immer mal wieder. Vorbei an einem schönen Antiquariat zum Storm-Haus. Es fängt wieder an zu pladdern. Wir stellen uns kurz unter und entscheiden, auch angesichts der Zeit, Abbruch. Husum muss einen anderen Urlaub warten (die Krokusblüte ist eh nicht im Herbst) und es geht in strömendem Regen ins Quartier. Hier genießen wir den Abend mit Maries Käsenudeln und einem schönen Salat.


Rainy days ...

 Montag, Tönning

…startete der Tag grau. Wo war nur der Regen. Zur Sicherheit hatte die Reiseleitung heute Kulturprogramm angesetzt. Wir steuerten die kleine Stadt Tönning an. Das die am Eider liegt und einen schnuckeligen kleinen Marktplatz sowie einen schmucken Hafen hat weiß der geneigt Leser ja bereits. Wir machten ebendort - also am Marktplatz - halt. Dreimal raten? Genau. Lecker Salat, eigene Ernte, frisch vom Feld. Und Tomaten. Und Schafskäse für den Abend.

Danach erstmal ins Tourismusbüro. Das Wetter bleibt grau, aber hält. Dort haben wir dann für Donnerstag unsere Seehundfahrt klargemacht. Kinderwagen inklusive. Die gab es in Kombination mit unserem Kulturprogramm, also gleich die Kombikarten gekauft. Außerdem habe ich noch fehlende Postkarten erstanden. Postwertzeichen waren gerade aus. Also auf dem Weg zum Tagesziel noch kurz halt bei Netto. Da war die Post. Dann weiter zum Tagesziel und unserem Kulturprogramm. Okki bringt uns sicher zum Parkplatz - in Tönning. Das Multimar Wattforum. Die kurze und knackige Botschaft vorweg: Tolles Museum, Ausstellung, Nationalparkzentrum, Aquarium.

Am Parkplatz hält gerade eine andere junge Familie. Wir tauschen uns kurz über Kinderwagen und Kofferraumplatzbedarf aus. Dann geht es 400 Schritt vom Parkplatz zwischen Schafen (verschiedene) hindurch zum Eingang. Eine kleine Ziege war wohl ausgebüxt und hatte gerade den Rückweg ins Gehege gesucht. Ein kurzer Schauer, und am Horizont auf der Nordsee grummelt es dunkel. Yes. Alles richtig gemacht. Herein, herein. Wir sind zufälligerweise gerade pünktlich zum ersten Tagesevent. Fütterung im Gezeitenbecken. Vorher eilt Marie zurück zum Auto und holt noch schnell die Trage. Lina wird umgelagert. Wir bekommen anhand eines Wattausschnittes, es herrscht gerade Ebbe, Tierwelt und Tiden erklärt. Dann ist nur kurz Pause, die wir nutzen, um in den Außenbereich zu kommen um der Otterfütterung beizuwohnen. Auch hier gibt es allerhand Erklärungen, wir fahren mit der Besichtigung hier fort, bevor es zurück ins Hauptgebäude geht. Dort kommen wir zunächst nicht wirklich weiter, denn wir entdecken das große Aquarium mit reichlich leeren Sitzgelegenheiten. Kurze Pause, Nordseefische gucken und Lina versorgen. Aber irgendwie füllt sich das. Noch mehr Programm? Ja. Tauchereinsatz. Es werden sämtliche Fische vorgestellt, auch Krustentiere und die Rochen. Lina quengelt etwas.



Im Anschluss arbeiten wir uns durch die Ausstellung und an den Aquarien vorbei vor. In einem beobachten wir Lippfische, die einer Krabbe ans Leder wollen. Auch Mister Hummer ist da. Was soll man sagen. Der Kamerad kneift nicht, der amputiert. Es gibt allerhand interaktive, schön gestaltete Mitmachstationen. Von der Fülle an Informationen wird man trotzdem fast überwältigt. Und ein Untergeschoss, dort findet sich allerhand Wissenswertes zu Walen, gibt es auch noch. Vom Rundgang erschöpft beschließen wir, einen kleinen Imbiss einzunehmen. Der Regen prasselt dröhnend an die großen Panoramafenster. Danach schlendern wir noch durch den kleinen Museumsshop. Für Lina gibt es einen kleinen Otten. Nach einem langen Tag geht es dann heim ins Quartier.


Sonntag, 14. September 2025

Quasi Ausflug ins Watt

 Sonntag, Trischendamm

Auch an diesem schönen Tag des Herren war wieder Regen angekündigt. Als wir gegen halb sechs ohne Snooze-Funktion geweckt wurden, hingen die Wolken schon grau und bleiern am Himmel. Ein kurzer Blick auf das Satellitenbild jedoch zerstreute unsere Bedenken, und wir setzen heute einen Ausflug zum Trischendamm aufs Programm. Nach dem Frühstück ging es los. Nachdem uns gestern auf dem Heimweg fast ein Seeadler in Okkis Frontscheibe gekracht war, meinte heute kurz nach dem Ortsschild ein vorwitziger Wasserratz mal rechts vor links missachten zu müssen. Dank jahrelang trainierter Reflexe konnte ich Okki allerdings gerade noch rechtzeitig elegant um den tierischen Verkehrssünder herum lenken. Es ging dann weiter über das Eidersperrwerk Richtung Süden und von Eiderstedt runter nach Dithmarschen. Das hat man auch an der Landschaft irgendwie gemerkt. Die Felder wurden weitläufiger, die Viehwirtschaft wurde durch Kohl und Rüben ersetzt, die Menge an Windkraftanlagen nahm dramatisch zu und die Dörfer waren irgendwie nicht mehr ganz so schnuckelig. Vorbei an größeren Naturschutzgebieten und der WTD 71 erreichten wir irgendwann am späten Vormittag unseren heutigen Startpunkt, die Gemeinde Friedrichskoog.


Das Wetter ist bestens, Sonne Wolken Mix bei frischer Brise. Hier ist gerade Baustelle, nix funktioniert. Also in erster Linie heißt das mal kostenlos parken, wie uns eine nette Einheimische erklärt. Um die Baustelle rum sind es so ca. 750 Meter (denkste!). Gottseidank auch, dass kommt nochmal auf unseren Spaziergang drauf, weil man zum Damm um die Baustelle herum laufen muss. Machen wir, also wird Lina fertig gemacht und es geht los. Denkste. Nach etwa einem km sind wir noch nicht um die Baustelle rum und Lina quengelt. Wir beschließen uns zu trennen, ich hole das Auto (nehme noch einen Cache mit) und suche einen näheren Parkplatz, Marie geht weiter Richtung Damm. Dort wollen wir uns dann treffen. Am Parkplatz angekommen bin ich dann schon bei fast zwei km. Hach, Distanzen… Naja. Ich fahre mit Okki von südöstlicher Richtung an den Treffpunkt heran und parke. Lina scheint sich vorerst nicht zu beruhigen. Vorsichtshalber verladen wir erstmal Linas Fortbewegungsmittel und gehen vor dem Wind in Okki in Deckung. Nach einer kurzen Weile war es dann soweit, das Problem, eine Erbse, drückte nicht mehr. Marie passte platzsparend mit Lina zur Behebung des Problems windgeschützt in der Kofferraum und dann wir wagten einen zweiten Anlauf. Diesmal galt es.





Nach kurzem Weg über den Deich war er endlich in Sicht, der Trischendamm. Das vor 90 Jahren erbaute Küstenschutz-Bauwerk versprach auf einer Länge von 2,2 km einen schönen Wanderweg durch Salzwiesen und Watt hinaus Richtung Nordsee. Dahinter war in der Ferne Mittelplate gut zu erkennen. Einschließlich Schlechtwetter - das gut nördlich von uns vorbeizog. Erstmal wurde die Spurbreite von uns fachmännisch vermessen. Sie entspricht etwa einem Kinderwagen plus ein Handbreit. Der Trischendamm? Nun was soll ich sagen, Versprechen wurde voll und ganz eingehalten. Wir hatten einen fantastischen Nachmittag zwischen Salzwiesen, Watt und ihren Bewohnern und der Nordsee. Und zwar ganz alleine - erst auf dem Rückweg kamen uns andere Besucher entgegen.




Der Rückweg ins Quartier verlief unspektakulär. Wir machten einen Abstecher durch die Vogel- und Naturschutzgebiete Kronenloch und Wöhrdener Loch. An der Miele gab es für Marie das letzte Einhorn noch ein Matjesbrötchen, an Odinsloch hielten wir kurz und bewunderten die Vogelvielfalt. Zum Tagesabschluss gab es dann lecker Käse-Sahne-Schinkennudeln. Und morgen? Morgen soll es regnen. Ganz sicher…

Samstag, 13. September 2025

Garten und Hafen

Samstag, Tating

Der Morgen war grau, aber trocken. Mit unserem getreuen Okki machten wir uns auf gen Tating, den Hochdorfer Garten besuchen. Der kleine Ort liegt von unserem Domizil aus Richtung St. Peter-Ording und auch hier stehen jede Menge Klinkerhäuschen. Der Garten ist etwas ab vom Dorfkern, aber gut zu finden. Direkt am Garten gibt es am sogenannten Schweizer Häuschen Parkplätze. Das hatte noch nicht offen, da waren wir ca 30 Minuten zu früh. Auf dem Parkplatz stand niemand, nur ein Schild “für Cafe- und Restaurantbesucher”. Wir sind ein paar Meter weiter gefahren und haben Okki und uns auf eine andere Parkfläche bugsiert. Auf in den barocken Garten. Am Caferestaurant “Schweizer Haus”, die Belegschaft bereitete sich gerade auf die Eröffnung vor, vorbei rein ins Grün.


Wir entschieden uns, den Garten im Uhrzeigersinn abzulaufen und folgten einem kleinen Weg hin zu einer angedeuteten Ruine. Hier gab es erst einmal ein Actionfoto. Dann ging es weiter unter einem grünen Dach durch den Garten in Richtung Hochdorfer Haubarg. Dieser Haubarg mit vier Ständerpaaren (hihi) war zwar aus dem Jahre des Herren 1764, bot aber ursprünglich beeindruckende 1000 qm Platz (45 m x 22,5 m). Bot, denn irgendwann im frühen 20. Jhd. wurde er um ein Ständerpaar, also ca. 16 m verkürzt. Der Bau ist durchaus repräsentativ: mit Krüppelwalmdach und zweigeschossigem Backengiebel, das Portal umrahmt von Pilastern, mit Treppenaufgang und Rokokotür. Das hat im 19. Jhd. wohl sogar mehrfach den dänischen Konge angelockt. Heute kann man hier recht komfortabel Ferien machen oder Feste feiern. Weiter durch den Garten kommen wir an alten Apfelsorten und alten Bäumen vorbei. Die barocke Anlage ist sehr schön gelungen. Spazieren macht hungrig, und nachdem wir im Schweizer Haus die Kuchenauswahl beäugt haben, kehren wir ein. Das Wetter hält und wir machen es uns im Garten unter einer Segelplane bei Angus-Burger und Tagliatelle mit würzigem Käse gemütlich. Natürlich gibt es dann noch lecker Kuchen für den Nachmittagsimbiss. Die nordfriesische Luft zehrt ja so an den Kräften.


Als wir das Schweizer Haus verlassen ist der Parkplatz voll. Wie sich später bei der Kuchenverkostung herausstellt, mit Recht. Bevor es weitergeht wird noch ein Cache geloggt, und dann bringt uns Okki nochmal an den Deich. Genauer gesagt, die Tümlauer Bucht. Wir stellen Okki kurzerhand am Wegesrand ab, machen Lina marschbereit, und quer über die Fahrradautobahn geht es rauf auf den Deich Richtung Hafen. Beim Besteigen des Deiches stellen wir fest, dass es ganz schön zieht, und ein kurzer Blick in den kleinen Hafen verrät - hier ist nicht nur Ebbe, sondern wirklich tote Hose. Also disponieren wir um, steigen wieder ab und machen einen schönen Spaziergang auf der Fahrradautobahn…